Das Infrarot-Bild (Bild 1) vom Mittag dieses Tages zeigt eine wirbelähnliche Struktur über Mitteleuropa. Ausgehend vom deutschen Mittelgebirgsraum erstreckt sich ein helles Wolkenband nach Osten. Dieses stellt eine Warmfront oder Warmfront-Okklusion dar, die sich dann über das Rhein-Main-Gebiet in Richtung Schwarzwald zieht. Das Main-Viereck und auch das Main-Dreieck stellt etwa die Lage des Bodentiefdruckgebietes dar. Man könnte ohne weiteres die Okklusion vom Tiefkern über der Mitte Deutschlands in Richtung Golf von Genua verlängern. Das verdeutlicht die Bewölkungsstruktur auf dieser Linie. Die faserige Wolkenanordnung über der Nordsee und Dänemark rührt von der Aufgleitbewölkung der Warmluft in der Höhe (Cirren) her, welche durch die Drehbewegung entgegen dem Uhrzeigersinn erfolgte. An der Okklusion selbst findet man kompakte, meist jedoch schichtartige Bewölkung vor. In der westlichen Adria erkennt man bis weit in den Balkanraum hinein kräftige, flockige Wolkengebilde, die auf hochreichende Quellungen (Cu,Cb) schließen lassen. Sie stehen in Verbindung mit einer über der Ostküste Italiens angelangten Kaltfront. Der wolkenarme Streifen, der im Bereich des Baltikums zu erkennen ist, hängt mit den Absinkbewegungen des dort vorhandenen Hochdruckgebietes zusammen. Auch über Westfrankreich – quasi zwischen zwei Schlechtwettergebieten – herrscht Absinken vor, wie das Satellitenbild über Normandie und Bretagne zeigt. Vom Atlantik rollt die nächste Front heran, die bereits mit ihrer dichten Aufzugsbewölkung auf Spanien und die Biscaya übergegriffen hat. Diese gehört zu einer Warmfront, die nach Norden zu nicht mehr so kompakt erscheint und auch in der dazugehörigen Wetteranalyse (Bild 2) als Warmfront Okklusion gezeichnet wurde. Die über der Mitte Frankreichs vorhandene Schichtbewölkung dürfte aufgrund der absinkenden Luftbewegung zwischen zwei Tiefdruck- gebieten inversionsgebunden sein und vor allem im niedrigen Wolkenniveau angetroffen werden, während die frontale Bewölkung über Deutschland und Mitteleuropa hochreichend ist (hell weiß = kalt, also im hohen Niveau höher als sechs Kilometer Höhe).
Beim Satellitenbild im sichtbaren Bereich (gleiche Aufnahmezeit wie Infrarot) (Bild 3) erkennt man aufgrund der Boden-Analyse und der Besprechung des IR-Bildes (Bild 1 und Bild 2) ebenfalls die diesbezüglichen Luftmassengrenzen mit den dazugehörigen Wolkenfeldern und – formationen. Zusatzinformationen: Zusätzlich sieht man noch Einzelheiten wie die schneebedeckten Westalpengipfel, die also noch von tiefer Bewölkung frei sind (durch die Eiswolken kann man hindurchsehen) und die Pyrenäen. Anhand der bänder- und linienartigen Strukturen über dem Ostatlantik kann man hier auf die Strömung der Luft schließen (aus Nordwesten). Die kräftigen Wolkenballen über dem Balkan sind ebenso deutlich zu erkennen wie die gerippte Anordnung der Wolken über Ostfrankreich bis hin zur Grenze zu Tschechien. Die relativ warme Ostsee erzeugt Quellungen, die man im Infrarot-Bild nicht so gut erkennen kann (Heizplatteneffekt). Daß ein Hochdruckgebiet nicht immer nur wolkenloses Wetter bedeutet, wird vor allem in den Wintermonaten deutlich. Hier zeigt sich im Hoch über dem Baltikum dies auch wieder mit Inversionsbewölkung und schneebedecktem Boden, die beide nur mit viel Übung zu unterscheiden sind.
Das umfangreiche Tiefdruckgebiet mit seinem Schwerpunkt über der Mitte Deutschlands kann man nicht nur in der Boden-Analyse und auf dem Satellitenbild mit seinen Wolken-Anordnungen wiederfinden. Es zeigt sich auch im Bodenwindfeld, dargestellt durch die Windpfeile (Bild 4). Auf der nördlichen Halbkugel wird ja bekanntlich ein Tief entgegengesetzt dem Uhrzeigerdrehsinn umströmt, wobei aufgrund der Reibung im bodennahen Bereich eine Komponente in das Tief hinein zu beobachten ist. Das zeigt diese Abbildung deutlich.
Will man noch mehr Details erkennen, so kann man ohne weiteres noch ein zusätzliches Satellitenbild per pc_met einsehen, nämlich das von NOAA2 (Bild 5). Hier handelt es sich um einen polarumlaufenden Wetter-Satelliten, der in etwa 850 Kilometer Höhe Deutschland überquert. Deutlich erkenbar ist der „Leichentuch-Effekt«, was bedeutet, daß sich die tiefliegende Schichtbewölkung über das gesamte sichtbare Gebiet ausgebreitet hat und durch den Einfluß der Orographie Modifikationen erfährt. Sehr deutlich erkennt man, daß sich die vorhandene Schichtbewölkung eben nicht auf einem Höhenniveau befindet, sondern durch Windeinfluß in Verbindung mit den Mittelgebirgslagen (Bayerischer und Böhmer Wald) Wellenbewegungen hervorbringt. Ähnliche, wenn auch gröbere Strukturen lassen sich über dem Osten Frankreichs und dem Westen von Süddeutschland erkennen. Man kann den Taunus, Vogelsberg, die Rhön ebenso »ahnen« wie Odenwald und Spessart. Mit Hilfe von Radiosonden-Aufstiegen (ebenfalls im pc_met vorhanden) könnte man jetzt aufgrund der Schichtwolken-Analyse auf die vertikale Mächtigkeit dieser Bewölkung inklusive Vereisungswahrscheinlichkeit schließen. Würde man diesem hochauflösendem Satellitenbild (dessen Auflösungsvermögen viel besser ist als das von Meteosat) die Windbewegungen aus Abb. 4 überlagern, so würden sich die scheinbar zufälligen Verdickungen und Aufhellungen der Wolkendecke anhand der Strömung leichter erklären lassen, wenn man dazu die Orographie mit einschließt.