Ab und zu kommt immer wieder die Frage:
Was sind denn die Unterschiede zwischen einer vertikalen und einer horizontalen Antenne?
oder
Welche Polarisation soll ich wählen ? Die Antwort kann man etwa so zusammenfassen:
Polarisation:
Die Polarisation der Antennen spielt auf KW keine grosse Rolle. Man arbeitet ja, von Orts-QSO’s abgesehen, immer mit Raumwelle. Bei der Reflektion der Wellen in der
Ionosphäre wird die Polarisation ohnehin ein oder mehrmals geändert.
Abstrahlwinkel:
Vertikale Antennen haben im allgemeinen einen flacheren Abstrahlwinkel als hori- zontale Antennen. Dies ist für DX-Verkehr erwünscht. Wie wir bereits gesehen ha- ben, gibt es aber auch unter den horizontalen Drahtantennen gute „Flachstrahler“, zum mindesten haben sie auf gewissen Frequenzbändern diese Eigenschaft.
Bodenleitfähigkeit:
Die meisten vertikalen Antennen, vor allem solche die mit Gegengewichtsdrähten oder Radials arbeiten, reagieren sehr sensitiv auf die Bodenleitfähigkeit. Je besser die Bodenleitfähigkeit desto besser ist der Wirkungsgrad der Antenne. Über feuch- tem Boden mit viel Grundwasser sind „Verticals“ exzellente Antennen. Über trocke- nem Grund sind sie eher problematisch.
Empfangsgeräusche:
Es ist eine Tatsache die nicht weggeleugnet werden kann:
Auf horizontalen Antennen hört sich‘s ruhiger.
Vertikale Antennen bringen mehr Empfangsgeräusche. Dabei handelt es sich weni- ger um echte Signale auf den Bändern, als um all die Geräusche aus dem Nahfeld, d.h. um den „Man-made-noise“. Wenn wir darauf angewiesen sind an einer Vertikal- Antenne zu hören, dann lohnt sich jeder Meter „Höhengewinn“. Je höher wir die An- tenne im Freien und über dem Störnebel anordnen können, desto angenehmer ist sie beim Empfang. Wer eine gute Vertikalantenne hat, die beim Senden gute Resul- tate liefert, der aber chronisch beim Empfang unter „Man-made-noise“ leidet, dem sei eine separate Empfangsantenne empfohlen, die mit horizontaler Polarisation arbeitet. Leider haben bei den heutigen Transceivern nur die teuren Spitzengeräte ei- nen Eingang für eine separate Empfangsantenne.
Allgemeines zu Vertikal-Antennen
Antennen mit „Grundberührung“ oder mit Radials:
Der klassische Vertreter dieser Art ist die
Groundplane-Antenne.
Sie ist eine unsymmetrische Antenne und benötigt entweder eine gute Erdung oder Radials als Gegengewichte. Da die Erdübergangswiderstän- de bei uns eher ungünstig sind verwendet man bei uns meistens Radials. Je nach Anordnung der Radials (horizontal, schräg nach unten, etc.) ist der Abstrahlwinkel mehr oder weniger flach.
Antennen die ohne „Grundberührung“ oder Radials auskommen.
Der vertikale Dipol und alle anderen Antennen die ohne „Grundberührung“ und ohne Radials auskommen sind symmetrische Antennen und benötigen kein Gegengewicht. Bei freier Anord- nung ist der Abstrahlwinkel sehr flach.
Solche Antenne arbeiten auch über Boden mit schlechter Leitfähigkeit ausgezeichnet. Der ein- zige Wermutstropfen ist die Tatsache, dass eine „Halbwellen Vertikal“ die doppelte Länge (sprich Höhe) einer „Viertelwellen Vertikal“ (Ground Plane) aufweist.
Grundsätzlich gilt:
Umgebungseinflüsse und Bodenleitfähigkeit:
Vertikal-Antennen reagieren sehr sensitiv auf Umgebungseinflüsse sowie auf die Bodenleit- fähigkeit. Über feuchtem Grund zeigen Vertikal-Antennen ihr wahre Stärke. Allerdings darf man die Umgebungseinflüsse nicht unterschätzen. Um ihre volle Wirkung zu erzielen muss das Umfeld von Vertikal-Antennen über eine Distanz von 5 – 10 Wellenlängen frei von stö- renden Objekten sein.
Nur um ein Beispiel zu nennen:
Wird eine Vertikal-Antenne im kleinen Gärtchen eines Reiheneinfamilienhauses aufgestellt, dann ist damit zu rechnen, dass die Abstrahlung der Antenne durch benachbarte Gebäude stark beeinträchtigt wird. Dasselbe gilt für Vertikal-Antennen die in einem engen Bergtal auf- gestellt werden. Die Vertikal-Antenne ist ein Flachstrahler. Diese Funktion kann aber nur er- füllt werden wenn sich keine Hindernisse in den Weg stellen, die die Flachstrahlung verun- möglichen. Ist man dagegen in der Lage eine Vertikal-Antenne auf dem Dach eines Hoch- hauses zu montieren, dann sieht die Sache sofort ganz anders aus. In einem solchen Falle ist üblicherweise die Umgebung der Antenne frei von Hindernissen und die Sendeenergie kann tatsächlich abgestrahlt werden.
Auch wird eine Vertikal-Antenne, die irgendwo schräg aus einem Balkon heraus betrieben wird, nur in den seltensten Fällen zufriedenstellend arbeiten.
Erregung auf Oberwellen:
Die Erregung von Vertikal-Antennen auf den Oberwellen ist zu vermeiden. Dies führt lediglich zu steilen Abstrahlwinkeln und das ist ja nicht das was wir mit einer Vertikal- Antenne bezwecken.
Mehrbandtaugliche Vertikal-Antennen:
Sollen Vertikal-Antennen mehrbandtauglich sein, dann lässt sich das durch Einfügen von Traps bewerkstelligen. Dank der Traps verhält sich eine Viertelwellen Vertikal-Antenne ge- wissermassen wie die eine Hälfte eines resonanten Dipols und die flache Abstrahlcharakte- ristik bleibt erhalten.
„Koaxiale Dipole“ wie sie noch beschrieben werden können allerdings nicht mit Traps aus- gerüstet werden. Dies sind dann reine Einband-Antennen.